Vergangenen November rief mich Bettina Stimeder vom Verlag eines Nachmittags an.
Du, Woltron, sagte sie.
Ja, Stimederin?
Wir wollen ein Buch über deine Migräne.
Lass mich drüber schlafen, meinte ich, weil man die Geschichte der eigene Erkrankung ja nicht unbedingt sonderlich sexy findet und auch nicht schnell aus dem Ärmel schüttelt.
Doch am nächsten Morgen bemerkte ich, dass ich tatsächlich große Lust hatte, die gesamte Misere aufzuschreiben und vier Jahrzehnte mit dem Kobold noch einmal revue passieren zu lassen.
Ich rief sie an: Redaktionsschluss?
Erster Mai.
OK.
Mir hat das Schreiben großen Spaß gemacht, und jetzt ist es da, das Buch. Vielleicht gefällt es Ihnen.
Allen Migränegeplagten widme ich unter anderem diese Stelle:
„Verzweifelt nicht. Verliert auf keinen Fall den Lebensmut. Sucht Hilfe, lernt die Krankheit und damit euch selbst ganz genau kennen. Es ist heute auch dank des inzwischen selbstverständlich gewordenen Internets und der wissenschaftlichen Literatur wesentlich einfacher, sich zu informieren und auf dem Laufenden zu halten als vor 40 Jahren.
Wir waren den Urteilen der Götter in Weiß und den Vorurteilen unserer Mitmenschen ausgeliefert. Ich bin davon überzeugt, dass meine sogenannte Migränekarriere den langgedienten Migränepatienten unter Ihnen in großen Teilen bekannt vorkommen wird und Sie ähnliche Dürrestrecken hinter sich gebracht haben. Ich finde, wir dürfen uns beglückwünschen, da halbwegs heil durchgekommen zu sein.“

Wer unter Migräne leidet, kennt die Vorurteile, die der Krankheit immer noch entgegengebracht werden. Doch Migräne ist keine selbst verschuldete Unpässlichkeit. Sie ist eine anerkannte neurologische Erkrankung. Die Autorin möchte Betroffenen anhand ihrer eigenen Geschichte Mut machen, denn richtig angepackt kann das Monster gezähmt werden.
Die Journalistin Ute Woltron leidet seit mehr als 40 Jahren unter Migräne und hat längst alle Therapien ausprobiert – von Medikamenten über Yoga und Meditation bis hin zu Substanzen, die es nicht in Apotheken zu kaufen gibt. Erst die Erkenntnis, dass man sich mit seiner persönlichen Migräne verbünden muss, statt gegen sie anzukämpfen, brachte ihr nachhaltige Linderung. Seit wenigen Jahren wissen wir dank Wissenschaft und Medizin viel mehr über die rätselhafte Krankheit, die kein »Kopfweh« ist, sondern ein verheerender Ganzkörperzustand, mit dem man im Ernstfall in der Notaufnahme landet.
Die Migräne hat das Leben der Autorin mitbestimmt, sie hat sie in Abgründe gestürzt, sie hat ihr jedoch auch komische Momente beschert und Erkenntnisse, die sie nicht missen will. Ihr Reisebericht durch ein Leben mit Migräne soll Mut machen. Denn es gibt zwar keine Heilung, aber sehr wohl Hilfe.“


