Ein Taubenschwänzchen hat sich ins Haus verflogen, ich versuche es einzufangen, doch es sitzt beharrlich in vier Meter Höhe. Dem faszinierenden Flugkünstler mit dem charakteristischen namengebenden Taubenschwänzchen, das es wie ein Steuerruder einsetzt, gilt meine besondere Zuneigung. Das Taubenschwänzchen erreicht Fluggeschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometern pro Stunde. Weil es gar so schnell ist, gelingt es dem Langstreckenflieger auch bis zu sagenhafte 3000 Kilometer zurückzulegen. Hierzulande ist der gerne in der Dämmerung aktive Schmetterling nur im Sommer zu Gast. Demnächst werden die flinken Flieger ihre Reise in den Süden antreten, denn wie auch bei den Vögeln gibt es unter den Schmetterlingen Wanderfalter.
Der Distelfalter etwa reist gerne in einer Höhe von bis zu einem Kilometer in die Wärme Afrikas, wo auch der hierzulande seltene Totenkopfschwärmer den Winter verbringt. Der Admiral und eine Reihe weiterer Wanderfalter begnügen sich mit einem Ausflug bis zum Mittelmeer. Unglaublich eigentlich, und im Gegensatz zur Reise der Schwalben, die auch demnächst beginnen wird, ein weitgehend unbeachtetes Faszinosum.
Nicht so vom Naturschutzbund, der sich den bunten Fliegern widmet und dazu aufruft, „zum Schutz der bunten Traumtänzer“ beizutragen. Es wird gebeten, Schmetterlingsfotos auf der Seite Naturbeobachtung hochzuladen. Jedes Bild, so die Organisatoren, leiste einen wertvollen Beitrag für wissenschaftlich fundierten Artenschutz. Das verflogene Taubenschwänzchen muss jedenfalls gerettet werden, die höchste Leiter steht bereit, aber es ist zu flink. Zur Not werde ich es in der Dämmerung mit einer Tabakpflanze Richtung Freiheit locken. Jeder Schmetterling zählt.