»Zwei Dutzend kleiner Schmetterlinge, alle von einer Sorte, hatten sich auf einem feuchten Sandfleck niedergelassen, die Flügel aufrecht und geschlossen, sodass ihre bleichen Unterseiten mit dunklen Punkten und winzigen, orange gesäumten Pfauenflecken entlang der hinteren Flügelränder zu sehen waren; einer von Pnins abgelegten Gummischuhen störte einige von ihnen auf, sodass sie die Himmelfarbe ihrer Oberseiten zeigten und wie blaue Schneeflocken umherstöberten, bis sie sich von neuem niederließen. „Schade, dass Wladimir Wladimirowitsch nicht da ist“, bemerkte Chateau. „Er hätte uns alles über diese bezaubernden Insekten erzählt.“«
Vladimir Nabokov. Pnin


Ach, Chateau. Wie irrt er sich! Wladimir Wladimirowitsch ist doch längst hier. Allerdings befindet er sich in einer anderen Dimension. Er betrachtet die Szene aus einem Guckloch. Denn er, der Schmetterlingsforscher unter den Schriftstellern, Wladimir Wladimirowitsch Nabokov hochselbst, erzählt die Geschichte. Er steht unsichtbar neben Pnin und Chateau und lässt mit bewundernswert wenigen Worten bezaubernde Bläulinge umherstöbern wie blaue Schneeflocken.

Herrlich erzählt und so raffiniert: Pnin ist legendär für unendlich viele Querbezüge. Alles ist mit allem verknüpft in diesem Roman, auf profane oder magische Weise.

Das Eichhörnchen, die Schmetterlinge, selbst Glasschüsseln werden zu Metaphern, wie ein feines Netzgespinst hängt alles zusammen, und zupft Nabokov, der Autor, an einem Fädlein, so bewegt sich das gesamte Gebilde.

Für die Lycaenidae, die komplizierte Familie der Bläulinge, hegte Nabokov eine spezielle Zuneigung. Wladimir Wladimirowitsch hätte uns an dieser Stelle viel über einen ganz Speziellen dieser hübschen Tagfalter erzählen können, den Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Aber er ist leider nicht da, also müssen Sie mit mir vorliebnehmen.

Wiesenökologie
Eine zu früh und zu ungünstiger Zeit gemähte Wiese vernichtet eine gesamte Bläulingsgeneration.

Zumindest in einem wichtigen Moment seines Daseins muss jeder Ameisenbläuling schnell sein, sonst wird er gefressen. Wenn dieser Moment gekommen ist, hat er seine Leben fast schon hinter sich, doch eine einzige wichtige Aufgabe muss er noch erledigen.
Irgendwann zwischen Juni und August des Vorjahres hat ihn seine Mutter auf der Blütenknospe eines Dunklen Wiesenknopfs in Form eines Eis zurückgelassen. Er ist ganz allein. Sobald er schlüpft, frisst er sich als winzige Raupe in das Knospeninnere vor und bringt sich dort in Sicherheit. Eine Weile delektiert er sich an dieser herrlichen Speisekammer, und weil der Wiesenknopf dunkelviolett blüht, färbt sich das Räupchen von Cremegelb zu Rosa und schließlich Purpurrot. Dann lässt es sich fallen, sucht sich in der Nähe ein geschütztes Plätzchen und beginnt zu duften. Nach Honig und noch etwas anderem, das zumindest die Rotgelben Knotenameisen als Duft empfinden und so betört, sodass sie die nur drei Millimeter kleine Raupe nicht auf der Stelle auffressen, sondern in ihren Bau schleppen.

Das Räupchen ist, man ahnt es, ein Trojanisches Pferd. Denn obwohl es die Ameisen mit süßem Sekret belohnt, frisst es sich im Laufe der kommenden Monate bis in den Frühling hinein an

bis zu 600 Ameisenlarven fett und satt. Nach einem, mitunter sogar zwei im Bau verbrachten Wintern verpuppt es sich.
Zwischen Juni und August schlüpft schließlich mitten im Ameisennest der Falter, und jetzt muss er sich sputen. Denn mit der Verwandlung hat er auch den Duft verloren, und wenn er nicht in Windeseile aus dem Bau kriecht, ist es aus mit ihm.
Er hat jetzt hübsch geringelte Fühler und Pünktchen in den blauschillernden Flügeln. Doch das Blaue zeigt er nur im Flug. Sobald er auf einem Halm, einer Blüte Platz genommen und das Gleichgewicht gefunden hat klappt er die Flügel ohne Zeit zu verlieren zusammen und tarnt sich mit unscheinbaren braunen Flügelunterseiten.
Er wird jetzt nur noch ein paar Tage, bestenfalls Wochen leben, und deshalb hält er rasch nach einem Partner Ausschau, und nach der Pflanze, die sein gesamtes Leben bedeutet. Der Große Wiesenknopf ist nicht nur die einzige Kinderstube des Ameisenbläulings, er ist auch die bevorzugte Nektar-Nahrungsquelle der erwachsenen Falter. Ohne Wiesenknopf und ohne Ameisen kann er nicht existieren.

Hier steht ein TITEL
Für die Lycaenidae, die komplizierte Familie der Bläulinge, hegte Nabokov eine spezielle Zuneigung. Wladimir Wladimirowitsch hätte uns an dieser Stelle viel über einen ganz Speziellen dieser hübschen Tagfalter erzählen können, den Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Aber er ist leider nicht da, also müssenFür die Lycaenidae, Für die Lycaenidae, die komplizierte Familie der Bläulinge, hegte Nabokov eine spezielle Zuneigung. Wladimir Wladimirowitsch hätte uns an dieser Stelle viel über einen ganz Speziellen dieser hübschen Tagfalter erzählen können, den Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Aber er ist leider nicht da, also müssen

Für die Lycaenidae, die komplizierte Familie der Bläulinge, hegte Nabokov eine spezielle Zuneigung. Wladimir Wladimirowitsch hätte uns an dieser Stelle viel über einen ganz Speziellen dieser hübschen Tagfalter erzählen können, den Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Aber er ist leider nicht da, also müssen