Mehrere Ereignisse haben die ansonsten regendüstere vergangene Woche mit Glücksmomenten erhellt. Da war zum einen der Regen selbst. Nach einem trockenen Winter ein begrüßenswertes Geschehen, vor allem für die Bäume und die umliegenden Wälder und Felder. Dann die Entdeckung, dass die Mönchsgrasmücke im Gebüsch gleich vor dem Küchenfenster ein Nest gebaut hat. Weißdorn, Liguster, Flieder, dicht an dicht. Der Grasmückerich singt tagaus tagein sein Lied. Mein Revier! Das zwitschert er ab halb Fünf in der Früh in die Welt hinaus. Ein winziges Vögelchen, höchstens 22 Gramm leicht – und so ein Geschrei. Zum Glück vertragen sich die Vöglein mit dem schwarzen Käppchen mit den Zaunkönigen im Unterholz eine Etage tiefer. Die sind noch kleiner und auch nur halb so schwer, können aber noch lauter schreien.
Neuntöter auf dem Rosenbogen
Und dann saß da plötzlich ein Federflausch mit aufgeplustertem cremeweißen Bäuchlein im Nieselregen ganz oben auf dem Rosenbogen. Wobei der eigentlich ein Dreifachbogen ist. Die aromatische und stachellose Brombeere der Sorte „Loch Ness“ rankt auf der einen Seite hinauf, auf der anderen Seite kommt ihm die köstlich duftende Kletterrose „New Dawn“ entgegen, und die hat mit einer lila blühenden Clematis, deren Namen ich vergessen habe, ebenfalls ein gutes Auskommen. Aber das Vögelchen da oben war neu hier. Ein lange nicht gesehener, aber wohlbekannter Vogel aus längst vergangenen Zeiten. Ein kastanienbrauner Rücken, eine
schwarze Gesichtsmaske, schwarze Flügel, ein charakteristischer Schnabel mit scharf nach unten gebogener Spitze. Ein Neuntöter, auch unter dem Namen Rotrückenwürger bekannt.
Hier nannte man ihn früher Dorngratsch, weil der räuberische Vogel seine Beute gerne in Dornstauden parkt und dort Käfer, Heuschrecken, mitunter sogar kleine Frösche aufspießt. Das letzte Mal hatte ich ihn gesehen, als ich noch ein Volksschulkind war. Auf dem Feldweg Richtung Schule wuchs eine Wildrose, und dort hatte er seine Vorratskammer angelegt.
Vielleicht kann es nicht jeder nachvollziehen, aber sein Anblick war ein feierlicher Moment und eine ungeheure Freude, und die wurde noch gesteigert, als sich wenig später auch noch die Neuntöter-Dame dazugesellte. Bitte bleibt da, mehret euch, und auch wenn euch ein paar meiner jungen Frösche zum Opfer fallen, so soll es denn so sein. Denn von denen wird es bald viele geben. Der Teich oben im Garten ist noch nicht einmal ein Jahr alt und schon voller Leben. Ewig habe ich ihn mir gewünscht, und endlich ist er gegraben, was auf einem Hanggrundstück nicht ganz einfach war. Doch die Wühlerei macht sich jetzt schon mehr als bezahlt.
Zumindest vier Ballen Froschlaich konnten im Frühjahr darin entdeckt werden, wenn auch noch keine Krötenschnüre. Doch soll man nicht ungeduldig sein. Die Kaulquappen sind schon recht stattlich und zahlreich, und diese wiederum nähren ein weiteres Tier, das überhaupt die größte Beglückung auslöste: Ringelnatter! Noch ein Baby aus dem Vorjahr. Irgendwann im Sommer muss sie geschlüpft sein, wahrscheinlich aus einem Gelege im Komposthaufen,
denn dort haben sie es schön warm, die Ringelnattereier.
Die schöne Schlange anzulocken war einer der Hauptbeweggründe für den Teich. Deshalb hat der auch einen Holzsteg quer drüber bekommen, damit man dort auf dem Bauch liegen und das Leben über und unter der Wasseroberfläche beobachten kann. Ein Wunder, wie schnell sich das kleine Gewässer belebt hat. Wasserläufer, Wasserkäfer, Molche, alles schon da. Dass die Natter allerdings so schnell auftauchen würde, diese elegante Wassernixe, wäre nie zu hoffen gewesen.
Es gibt kaum Feierlicheres als eine Ringelnatter beim Schwimmen zu beobachten. Doch da lag sie am Rand, wo ich gerade die Steine zur Absicherung auf die noch nackte Folie legen wollte, und deshalb musste sie eingefangen und sanft auf die andere Teichseite transportiert werden. Im Herbst wird sie sich in eine der zahlreichen Totholz-Zonen im Wäldchen zurückziehen, in zwei, drei Jahren wird sie hoffentlich einen Partner finden und sich vermehren.
Der Teich ist nicht groß, vielleicht neun, zehn Meter lang und etwa sieben Meter breit. Es gibt Flachwasserzonen und eine tiefste Stelle, die 170 Zentimeter hinunterreicht. Auch wenn er noch gar nicht ausreichend bepflanzt ist, hat er sich erfreulich schnell und gut etabliert. An seinen flachen Ufern baden die Vögel, und vielleicht trinken nächtens auch die Igel und Marder aus ihm. Bald wird es noch mehr Libellen geben und Bienen werden den Blutweiderich umsummen. Demnächst lege ich dort in der Nähe wieder einen Komposthaufen an, als wärmende Kinderstube für die nächste Nixengeneration.






Ringelnatter. Die Natrix natrix lebt in der Nähe von Gewässern und ist eine harmlose, ungiftige Schlange. Sie ernährt sich von kleinen Amphibien, kann bis zu 15 Jahre alt werden und ist an ihren charakteristischen gelben Nackenflecken leicht zu erkennen.
Neuntöter. Der Vogel gilt in Österreich als gefährdet. Man schätzt die heimische Population auf 10.000 bis 20.000 Brutpaare, und die brauchen dichte Hecken und offene Wiesen. Deshalb einmal mehr: Setzt heimische Sträucher in dichten Zeilen an die Grundgrenzen.
Teich. Schon ein kleines Gewässer im Garten sorgt für Labsal, für Insekten aller Art, für Amphibien und andere Tiere. Die Natur erobert das nasse Reich blitzschnell, und wir dürfen uns mit Sumpfpflanzen aller Art austoben.
